Ausstattung der Klosterkirche

Die Rangendinger Kirche besitzt noch heute ihre fast vollständige Ausstattung aus der Erbauungszeit. Hervorzuheben sind vor allem die Holzarbeiten, die außer dem Hochaltar nicht farbig gefasst sind. Wie schon ausgeführt, hatten sich die Dominikanerinnen beim Bau der Kirche finanziell übernommen, und das Geld reichte nicht mehr für eine Marmorierung und Vergoldung aus. Doch durch diesen Umstand lässt sich heute in Rangendingen Schnitztechnik und handwerkliches Arbeiten im Rokoko in einmaliger Weise studieren. Die Holzarbeiten – von ihnen wurde das meisterhafte Gitter der Nonnenempore bereits erwähnt – werden dem Sigmaringer Hofbildhauer Franz Magnus Hobs zugeschrieben, der in ähnlicher Art die Seitenaltäre in der Haigerlocher Annenkirche und der dortigen Schlosskirche gestaltete.

Kompositioneller und inhaltlicher Höhepunkt der Kirche ist der große Hochaltar aus grau-violett marmoriertem Holz mit vergoldeten Kapitellen und Ornamenten. Der hohe portalähnliche Aufbau, von gestaffelten Säulenpaaren flankiert, trägt über dem verkröpften Gebälk einen von Voluten eingefassten Aufsatz, der bis an das Gewölbe des Chores reicht. Reiche Ornamentformen, sechs weiße Putten und weitere geflügelte Engelsbüsten rahmen die beiden übereinander angeordneten Gemälde. Das Hauptbild nimmt Bezug auf den Titel der Kirche und zeigt die Kreuzigung Christi, das Gemälde im Aufsatz Gottvater mit der Weltkugel. Beide Bilder, Öl auf Leinwand, sind nicht signiert.

Die zwei Seitenaltäre in den Ecken vor dem Chorborgen sind in der Grundform nischenartig gerundet, ihre Hauptbilder und die Gemälde im Aufsatz davor von Muschelornamenten gerahmt. Sockelstücke und Gesimsbalken enden in großen, mehrfach eingerollten Voluten, die in der oberen Zone noch geschnitzte Vasen mit Blumen tragen.

Seitenaltar auf der Evangelienseite mit dem heiligen Dominikus und der heiligen Katharina von Siena
Seitenaltar auf der Evangelienseite mit dem heiligen Dominikus und der heiligen Katharina von Siena
Mamorierter und vergoldeteter Hochaltar
Mamorierter und vergoldeteter Hochaltar
 Seitenaltar auf der Epistelseite mit dem heiligen Thomas von Aquin
Seitenaltar auf der Epistelseite mit dem heiligen Thomas von Aquin

Das Gemälde des Altars auf der Evangelienseite, bezeichnet „F.C. Lederer pinxit 1754“, stellt die Übergabe des Rosenkranzes durch die Madonna an den Gründer des Predigerordens, den heiligen Dominikus und an die heilige Katharina von Siena als namhafteste Vertreterin des weiblichen Zweiges des Ordens dar. Geschnitzte große Rosenkränze heben das Altarblatt noch besonders hervor. Das Bild im oberen Feld, dem so genannten Auszug, zeigt den heiligen Petrus Martyr, den ersten Blutzeugen des Dominikanerordens. Ihm wurde im Jahre 1252 bei einer Missionsreise in der Nähe von Mailand das Haupt mit einem Säbel gespalten. Links des Altars hängt an der Wand in einem Rokokorahmen das Bild des ebenfalls dem Orden angehörenden seligen Papstes Benedikt  XI..

Das restaurierte Altarblatt auf der Epistelseite stellt den heiligen Thomas von Aquin als berühmtesten Vertreter des Ordens zu Füßen der Muttergottes dar. Engel begleiten den „Doctor angelicus“. Darüber im Auszug erscheint der heilige Dominikaner Vinzenz Ferrer. Rechts daneben über dem Eingang zur Kirche hängt das Porträt des heiligen Papstes Pius V., eines großen Verehrers des Rosenkranzes und besonderen Förderers des Dominikanerordens.

Vier weitere Bilder von Lederer (1755) in ovalen, holzgeschnitzten Rahmen schmücken die Seitenwände des Chores. Dargestellt sind zwei Jesuitenheilige, Aloysius von Gonzaga und Stanislaus Kostka und zwei Dominikaner, der heilige Petrus Gonzales und der selige Heinrich Seuse (Suso). Seuses Porträt ist das einzige Bild dieses schwäbischen Mystikers in Hohenzollern. Er wurde am 21.3.1295 in Überlingen geboren und trat 1312 in Konstanz in den Dominikanerorden ein. Nach einem philosophischen und theologischen Studium in Köln zählte Heinrich Seuse zu den gelehrtesten Theologen und Predigern seiner Zeit. Am 25. Januar 1365 starb er in Ulm. Das Bild zeigt ihn in der Ordenstracht der Dominikaner; auf der entblößten Brust hat er sich mit dem Griffel den Namenszug Jesu JHS eingeritzt. Sein Haupt ist mit einem Kranz von Rosen geschmückt. Als weitere Attribute sehen wir einen Hund und einen Rosenstrauch, im dem das Jesuskind erscheint.

Der Mystiker Heinrich Seuse Der Mystiker Heinrich Seuse

Nicht vergessen werden darf bei der Beschreibung der Ausstattung die ebenfalls ungefasste Kanzel an der östlichen Langhauswand. Sie war früher vom Flur des dahinter liegenden Klostergebäudes aus zugänglich. Auch sie stammt von Franz Magnus Hobs. Sie ist vergleichbar der allerdings farbig gefassten Kanzel des Meisters in der Schlosskirche zu Haigerloch, wenn auch in Rangendingen die dort vorhandenen Putten fehlen. Die geschwungene Brüstung des Kanzelkorbes ist durch pilasterartige Vorlagen gegliedert und mit leichten Roccaillen geschmückt. Über der von Voluten und Vorhängen gerahmten ornamentierten Tür erhebt sich der Schalldeckel mit geschwungenem, verkröpftem Gebälk, das die Form des Korbes wieder aufnimmt. Von ihm hängen Lambrequins herab, mit Quasten versehene Behänge. Vier krönende Voluten tragen eine Vase mit geschnitzten Blumen.
Das heute im Chor und auf der Empore aufgestellte ehemalige Chorgestühl der Nonnen trägt auf der Vorderseite Rechteckfelder mit profilierter, mehrfach geschwungener Einfassung. Seine Seitenwangen wie auch die des Gemeindegestühls im Kirchenschiff sind mit reichem Muschelwerk geschmückt. Ähnliche Ornamentformen füllen die Aufsätze an den Rückwänden des Chorgestühls, die in der Mitte zusätzlich von der Halbfigur eines Heiligen verziert sind.

Kanzel in Holz
Kanzel in Holz

Schon in der Anfangszeit besaß die Klosterkirche eine Orgel, denn eine Aktennotiz vom April 1781 verzeichnet: „Dem Herrn Orgelmacher die Orgel zu stimmen 1 fl.“ Doch nach der Aufhebung des Klosters wurde das Instrument 1805 an die Pfarrgemeinde Hart verkauft, 1859 kam es nach Bärental bei Beuron. Dort war ab 1922 der Rangendinger Schulrat Johannes Wannenmacher als Lehrer und Organist tätig. Er spielte die ehemalige Orgel seines Heimatortes bis 1926. Anschließend brachte man sie als seltenes Stück in das Heimatmuseum auf der Zollernburg. Nach dessen Verlegung nach Hechingen gab man das Rokoko-Instrument 1959 wieder nach Rangendingen zurück. Leider wurde damals ihr historischer Wert nicht erkannt. Nur so war es möglich, dass die Orgel noch zu dieser Zeit verloren gehen konnte.

Erwähnt seien schließlich noch weitere Ausstattungsgegenstände: So die aus Balustern gebildeten Chorschranken, die schmiedeeisernen Wandleuchter mit vergoldeten Blatt- und Muschelmotiven im Chor und die eisernen Beschläge an den Sakristeitüren und am Hauptportal.

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Sehen und lesen Sie hier Interessantes* über dieses besondere Kapitel der Rangendinger Geschichte:

*) Inhalt nach der Broschüre "Klosterkirche Rangendingen", herausgegeben 1980 von der Gemeinde Rangendingen, zusammengestellt von Dr. Johannes Zahlten und Josef Haug